Hepkaale und die Philosophen von Kataam

hepkaale_headerHepkaale übte gerade mit ihren zwei kleinsten Schwestern rechnen, als es an der Tür klopfte. Es war Kilüül, ein Freund von Sibüü, ihrer jüngsten Schwester.
„Hallo Kilüül! Sibüü ist gerade noch am Rechnen üben. Aber du kannst gerne reinkommen und mitmachen, vielleicht konzentriert sie sich dann besser.“
Es dauerte jedoch trotzdem noch zwanzig Minuten, bis sie soweit waren, dass Sibüü und Muuradoh ihre Aufgaben fertig hatten. Hepkaale ging danach in ihre Werkstatt und die anderen nach draußen spielen.
Eine Weile später klopfte er an der Werkstatttür und Sibüü fragt: „Hepkaale? Darf ich Kilüül dein Plot Device zeigen?“
Hepkaale überlegte. Eigentlich wollte sie nicht, dass sich irgendwer in der Nähe der Maschine aufhielt, aber als Sibüü ihren Ich-bin-doch-deine-niedliche-Lieblingssschwester-Blick aussetzte, gab Hepkaale nach.
„Aber nur von hier vorne aus. Kommt ihr ja nicht zu nahe!“
Dann schwärmte Sibüü ihrem Kumpel von den tollen Abenteuern vor, die sie mit ihrer großen Schwester erlebt hatte.
„Boah, das klingt toll. Kannst du mich nicht auch mal auf so ein Abenteuer mitnehmen?“
Sibüü schaute zu ihrer großen Schwester. „Och biiite“, bettelte sie.
Hepkaale schüttelte den Kopf. „Ich will sie gar nicht benutzen.“ Hepkaale ging durch ihre Werkstatt, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen, stolperte dabei jedoch und verlor das Gleichgewicht. Sie hielt sich am Plot Device fest, das daraufhin vom Regal fiel. Sibüü und ihr Freund eilten ihr schnell zur Hilfe. Das Plot Device fiel so auf Hepkaale, dass der Aktivierungsknopf davon gedrückt wurde.

Als Hepkaale die Augen wieder öffnete, sah sie ein Licht über sich, hell und weiß. Und um das Licht herum war nur Dunkelheit. Wo war sie hier? Dann hörte sie jemanden fragen: „Wo sind wir hier?“ Hepkaale schloss die Augen wieder. Es gab Fragen, die sie leiber nicht beantwortet haben wollte.
Dann hörte sie eine andere Stimme: „Du wolltest doch mit dem Plot Device reisen.“ Ihre Schwester Sibüü. Und die andere Stimme war dann bestimmt die von ihrem Freund.
Hepkaale öffnete ihre Augen wieder und schaute sich erneut um. Das Licht leuchtete immer noch über ihr. Es hing an einem Haus und war eine Laterne. Das Haus war recht groß und aus rohen Steinen gebaut und lag an einem Weg, der recht uneben war.
Hepkaale richtete sich auf und shcaute sich um. Es gab noch einige weitere Häuse mit Laternen, Gasthäuser, Läden, die verschiedene Dinge verkauften, ein Schulgebäude.
Sie musste in einer größeren Stadt gelandet sein, wurde ihr klar. Doch welche das war, das konnte sie nicht sagen.
Sie war ziemlich weit Nachtwärts gereist, wurde ihr klar, denn es war ja ziemlich dunkel. Aber darüber hinaus… Sie hatte keine Ahnung.
„Hepkaale?“, fragte Sibüü. „Sag mal, wo sind wir hier?“
„Ich weiß es auch nicht, aber in dem Gasthaus können sie es uns bestimmt sagen.“
Zielstrebig ging sie auf das Gasthaus zu und fragte: „Sagen Sie, Herr Wirt, wo sind wir hier?“
Der Wirt schaute sie verwirrt an: „In Kataam natürlich, wo sonst?“
Hepkaale nickte. „Natürlich.“
Aus dem hinteren Bereich des Schankraums war eine laute Diskussion zu hören.
„Warum streiten die sich“, wollte Kilüül wissen.
„Das sind Philosophen“, erklärte der Wirt. „Sie streiten sich noch immer, ob und wie Schüler unterrichtet werden sollten und ob es nicht besser wäre, Kinder einfach selber lernen zu lassen.“
Hepkaale stöhnte. „Philosophen“, schnaubte sie abfällig.
„Sag das nicht“, entgegenete der Wirt. „Philosophen sind sehr wichtig. Sie sagen uns, wie wir unser Leben leben sollten. Oder würden das zumindest, wenn sie sich einig wären.“
„Wir müssen das nur kurz noch ausdiskutieren“, rief einer der Streithähne zu ihnen herüber.
„Kurz! Das kenne ich von Philosophen“, meckerte Hepkaale. „Das heißt bei denen soviel wie: Nicht mehr in diesem Leben!“
Der Gastwirt warf Hepkaale einen bösen Blick zu, sagte aber nichts. Dafür waren die Philosophen auf sie aufmerksam geworden.
„Kommt mal her!“, befahlen sie ihnen.
Hepkaale zuckte mit den Schultern und ging dann zu ihnen. Offensichtlich waren sie der Grund, warum das Plot Device sie hierher geschickt hatte. Was hätte es also für einen Sinn gehabt, sich dagegen zu wehren?
„Was wollt ihr von mir“, pflaumte Hepkaale die Philosophen an.
„Warum ist sie so unfreundlich“, fragte Kilüül Siubüü.
Sibüü schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, wahrscheinlich mag sie keine Philosophen.“
„Aber muss sie dann so unfreundlich sein?“
„Du musst uns helfen“, erklärte einer der Philosophen, als Hepkaale und ihre Begleiter an den Tisch traten.
„Wir diskutieren gerade, ob 17 Schüler oder 15 Schüler die ideale Größe für eine Schulklassen sind. Wir kommen an diesem Punkt einfach nicht weiter.“
„15 oder 17?“ fragte Hepkaale nach.
„Genau, das ist die entscheidende Frage.
„Und warum einigt ihr euch nicht auf 16 Schüler?“
Daraufhin brüllte die ganze Runde Philosophen durcheinander, dass 16 Schüler richtig mies wäre, weil!
Alles, was nach dem Weil! kam, konnte Hepkaale nicht verstehen. Es war aber auch nicht so wichtig, denn sie erklärten es mit offensichtlich langen und sehr komplizierten Sätzen und sehr schnell stritten sich die Philosophen wieder untereinander und ignorierten Hepkaale und ihre Begleiter.
Dann war plötzlich wieder das Brummen und Summen des Plot Device zu hören und entgegen ihrer Erfahrung hoffte Hepkkale trotzdem, dass es sie nach Hause bringen würde und damit das Abenteuer beendet wäre.
Als sie die Augen wieder öffnete, stand sie auf einem Pfad, der steil einen dicht bewaldeten Berg hinauf und hinab führte. Welche Richtung sollte sie einschlagen? Aufwärts oder abwärts? Erst jetzt fiel ihr auf, dass Sibüü und ihr Freund nicht bei ihr waren. Wahrscheinlich, folgerte sie, sind sie bei den Philosophen geblieben. Hoch oder runter? Hepkaale hatte überhaupt keine Hinweise darauf, welcher Weg der richtige war.
„Also runter“, entschied sie, „das ist weniger anstrengend.“ Langsam und vorsichtig ging sie den steilen Pfad hinab, vorsichtig auf jeden Schritt achtend. Der Weg machte viele Kurven und suchte eine Route, die nicht ganz so steil war.
Dann führte der Weg um eine weitere Kurve und endete abrupt. Früher ging er wohl mal noch weiter, aber ein großer Erdrutsch hatte ihn weggespült. Jetzt endete er an einer Felswand, die steil nach unten führte.
Hepkaale fluchte herzhaft. Berg hoch wäre wohl doch besser gewesen. Sie dreht sich um und stapfte und kletterte mphsam den matschigen Weg wieder hinauf.Es dauerte mehr als eine Stunde, bis sie wieder da war, wo sie losgegangen war.
Etwas weiter oben endete der Weg wieder an der Steilwand mit dem Erdrutsch, diesmal weiter oben. Was sollte das bedeuten? Was sollte sie jetzt tun? Durch das dichte Unterholz im Wald wollte sie sich auf keinem Fall durchschlagen, und einen anderen Weg gab es nicht.
Sie seufzte, ging ein paar Meter zurück und setzte sich auf einen kleinen Fleck Gras am Wegesrand.

Ein lauter Knall und ein Schrei rissen Hepkaale einige Zeit später aus dem Schlaf. Was war passiert? Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder erinnerte, wo sie war und warum sie im Gras an einem Hang lag. Was war das für ein Knall gewesen?
Hepkaale vermutete, dass der Knall von weiter oben gekommen war. Sie stand auf und kletterte langsam den Weg hinauf. Auf dem Weg lag ein Haufen etwas, dass sich beim näher kommen als er vor sehr kurzer Zeit verstorbener Bär entpuppte. Und ein Stück weiter oben lag ein toter Mann auf dem Weg, offensichtlich von dem Bären getötet. Neben ihm lag eine seltsame Waffe, ein Rohr aus Metall und an einem Ende ein Kolben aus Holz. In der Tasche des Mannes steckte ein großes Messer. Hepkaale nahm es und ging damit zu dem Bären zurück. Sie hatte schon lange von Handschuhen und einer Mütze aus Bärenfell geträumt.
Sie zog dem toten Tier das Fell ab und legte es sich über die Schultern. Dann ging sie zu dem Toten zurück. Sie kannte das Plot Device gut genug, um zu wissen, dass es die seltsame Waffe war, für die sie hergeschickt worden war. Aber so ein Bärenfell würde sie sich auf keinem Fall entgehen lassen.
Kaum hatte sie die Waffe in der Hand, da schickte das Plot Device sie wieder nach Kataam vor das Gasthaus.

„So, liebe Philosophen!“, rief Hepkaale, als sie, das bluttropfende Bärenfell noch um die Schultern, den Gastraum betrat. „Entweder ihr legt euren Streit bei, bis ich bis 74 gezählt habe, oder ich entscheide, dass 22 Schüler wie in meiner Klasse die perfekte Größe ist!“ Um ihre Forderung zu unterstützen, nahm sie die seltsame Waffe am hinteren Ende und wirbelte das Metallrohr über ihrem Kopf herum.
„Sie hat eine Schrotflinte!“, rief einer der Philosophen.
„Die Frau ist gefährlich!“, rief ein anderer.
„22, natürlich 22, aber nimm die Schrotflinte runter“, rief ein dritter und alle anderen stimmten ihm zu, dass 22 richtig war. Dann summte und brummte das Plot Device wieder und schickte sie, ihre Schwester und deren Freund wieder nach Tirüplet.

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3 Antworten zu Hepkaale und die Philosophen von Kataam

  1. 500woerterdiewoche schreibt:

    Auch eine Art und Weise, Bildungspolitik zu machen… XD

  2. Pingback: Results for week beginning 2014-09-29 | Iron Blogger Berlin

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