Die Fahrt der Jiblun Jirybli

Der Wind blies stetig in nachtwärtige Richtung und die Jiblun Jirybli kam gut voran. Sie waren in Kiswof auf Timatim vor ein paar Wochen gestartet und wollten herausfinden, ob die Legenden über den eisigen Nachtkontinent stimmten.

Die Jiblun Jirybli war ein großes Segelschiff, dass die kräftigen, nachtwärtigen Winde voll ausnutzte, und so innerhalb weniger Wochen durch die Nacht bis zum 67. Breitengrad vorgedrungen war. Das war der nachtwärtigste Punkt, den je ein Schiff aus Timatim oder Khesib erreicht hatte. Doch das Ziel der Jiblun Jirybli lag noch weiter Richtung Nacht.

Die Besatzung bestand aus Leuten, die in den nachtwärtigen Bereichen Timatims wohnten und daher an Dunkelheit gewöhnt waren. Doch schlimmer war für die Seeleute die Kälte, die immer stärker wurde, je weiter sie vordrangen. Als sie den 65. Grad überquerten, lag die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt bei 0 Grad, und am 67. waren es schon -2. Doch das Salzwasser war noch nicht gefroren, wenn auch erste Eisschollen auf dem Meer dahin trieben.

Die entscheidende Frage für die Jiblun Jirybli war jedoch nicht, wie weit sie nachtwärts vordringen konnten, sondern ob es ihnen gelingen würde, auch den Rückweg zu schaffen, denn dann würden sie zwar die Strömung des Meeres zur Unterstützung haben, aber dafür die ganze Zeit kräftigen Gegenwind.

Wann immer die Wolken aufrissen, konnten sie die unzähligen Sterne sehen, deutlich mehr, als sie auf Timatim je sehen konnten. Auch die Sonnen Alpha und Beta konnten sie als besonders helle Sterne sehen und so recht genau ihre eigene Position bestimmen. Die Sonne Amels, Gamma, konnten sie natürlich nicht sehen, denn sie waren ja auf der Nachtseite des Planeten. Deshalb war es auch so Dunkel und diese Seite des Planeten wurde Nachtseite genannt.

War es jedoch bewölkt, so war es so dunkel, dass sie völlig auf die künstliche Beleuchtung an Deck des Schiffes angewiesen waren. Mit Hilfe von Öllampen konnten sie das Meer vor sich ein Stück weit ausleuchten und kleinere Lampen erlaubten Arbeiten auf dem Schiff, doch die sehr viel dunklere Dunkelheit in diesem Bereich des Planeten lastete schwer auf dem Gemüt der an Dunkelheit gewöhnten Matrosen. Doch die Kälte war schlimmer.

Nachdem sie schließlich den 68. Breitengrad passiert hatten, wurde das Wetter etwas klarer und es gab öfter Perioden mit Sternenlicht, die immer mehr wurden. Nun wussten sie zwar genauer, wo sie waren, aber aber auch das Eis wurde dichter und aus den einzelnen Schollen wurde zunehmend ein dichteres Packeis.

Immer wieder zog ein leuchtender Punkt über den Himmel und als die Matrosen festgestellt hatten, dass er regelmäßig über den Himmel zog, vermuteten sie, dass es sich vielleicht um die Sejereh, das Raumschiff, dass vor zweitausend Jahren die Menschen auf den Planeten Amel gebracht hatte, war, das noch immer um ihren Planeten kreiste. Wahrscheinlich waren es wohl eher die Überreste, denn niemand auf der Jiblun Jirybli konnte sich vorstellen, dass nach über zweitausend Jahren noch Menschen auf dem Raumschiff leben würden.

Das Packeis wurde immer dichter, und ein paar Wochen später, als sie gerade in der Ferne etwas erblickten, dass Land hätte sein können, kam die Jiblun Jirybli nicht mehr weiter, egal wie sehr die Matrosen sich mit Holzstangen bemühten, das Packeis zu zerkleinern. Schließlich entschied der Kapitän, dass es nun an der Zeit wäre, umzukehren, doch auch das war nun nicht mehr möglich, denn das Schiff saß im Eis so fest. Es war nicht mehr daran zu denken, die Jiblun Jirybli zu wenden. Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass sie von dem Eis schnell genug tagwärts gespült werden würden, so dass sie freikamen, bevor die Vorräte aufgebraucht waren.

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